Pi HAT
Die Raspberry Pi Foundation hat einen Standard für Erweiterungsplatinen vorgestellt. Dieser Standard ist aber nur mit dem neuen, erst kürzlich veröffentlichten Raspberry Pi Modell B+ mit dem 40poligen Erweiterungsstecker kompatibel. Es ist daher davon auszugehen, dass früher oder später auch ein Modell A+ nachgereicht wird. Beim bekannten Arduino-System werden die Erweiterungen "Shields" genannt, hier hat man den sprechenden Namen "HAT" gewählt, was für "Hardware Attached on Top" steht.
Kern der
Spezifikation ist neben dem Formfaktor eine Plug&Play Funktionalität, bei der die angeschlossenen HATs dank eines über I2C angeschlossenen EPROMs auf jedem HAT automatisch identifiziert und treibermäßig eingebunden werden.
Quelle: http://www.raspberrypi.org/introducing- ... y-pi-hats/
Odroid W
Eine Überraschung, mit der eigentlich niemand gerechnet hat, gab es letzte Woche auch: die sürdkoreanische Firma Hardkernel, die für ihre Klein-Platinen-Computer-Serie auf Android- und Linux-Basis bekannt ist, hat ein Rapberry Pi kompatibles Board namens "
Odroid W" vorgestellt. Ganz wichtig ist das "W", denn es gibt eine ganze Menge Odroid-Boards, die jedoch alle nicht Pi-kompatibel sind und großteils deutlich leistungsfähiger als das Raspi. Auf den Fotos der Boards selbst ist interessanterweise die Bezeichnung Odroid π [Pi] zu lesen. Die Pi-Kompatibilität wird durch Verwendung der originalen Raspberry Pi Chips erreicht, sodass das originale Raspi-Betriebssystem Raspbian darauf läuft (wurde bereits von
Adafruit und
Make verifiziert).
Ein offizielles Statement, wie die Raspberry Pi Foundation dazu steht, gibt es noch nicht. Der Hardwareaufbau und das Betriebssystem des Raspberry Pi sind grundsätzlich "Open Source", sprich, das kann und darf jeder nachbauen. Jedoch gibt es einige Details bezüglich Grafikkern und Bootloader, die der Chip-Hersteller Broadcom nicht freigegeben hat (die man im Zuge des Chip-Kaufs lizensieren muss) und darin stecken (in den Raspbian-Treibern) auch Raspberry Pi spezifische Details. Es gibt bisher noch keine Informationen darüber, ob die Chips offiziell vom Hersteller (und unter Beachtung aller lizenzrechtlichen Details) oder aus irgendwelchen Distributionskanälen erworben wurden.
Es ist (wäre) das erste wirklich PI-kompatible Board. Es gibt einige Boards wie das Hummingboard oder das Banana Pi, die ahmen nur den Formfaktor nach, verwenden aber einen Prozessor mit neuerem Befehlssatz und anderer Grafikhardware, sodass die Software neu kompiliert werden muss und alles, was die PI-Grafikhardware verwendet, gar nicht läuft.
Der Grund, warum das "Odroid W" auf viel Interesse bei Bastlern stößt, ist der deutlich kleinere Formfaktor von 60x36mm und der Verzicht auf die ganzen großen Stecker. Damit ist es ideal für alle Einsatzzwecke, in denen man die bewährte Raspberry Pi Plattform bisher aus Platzgründen nicht einsetzen konnte.
An Anschlüssen ist der Kamera-Port vorhanden, kein Bildschirm-Port, kein Audio out (nachrüsten ist eher trivial), kein USB (vorbereitet, aber nur 1 Port, denn der USB-Hub und LAN-Controller Chip ist nicht vorhanden, dafür gäbe es ein extra AddOn-Board).
Als zusätzliche Hardware gibt es eine Echtzeituhr, LiPo-Akku Ladefunktion und StepUp Konverter, die für den mobilen Einsatz eine ideale Ergänzung darstellen. Treiber für die zusätzliche Hardware werden vom Hersteller zur Verfügung gestellt.
So etwas in der Art hätte ich mir für das A+ gewünscht. Es bietet einen deutlich kleineren Formfaktor, behält aber alle (für die Lok-Steuerung) wichtigen Funktionen und bekommt sogar noch Akku-Funktionalitäten dazu. Für Bastler ist es deutlich nützlicher als das Compute Module, das die selbe Größe hat (8mm länger als das Odroid W), aber kein selbstständig-funktionsfähiges Gerät ist, sondern nur Mikrocontroller+Speicher enthält.
Grundsätzlich ist das Board eine Bereicherung für die Pi-Welt. Es ist nur die Frage, ob die Raspberry Pi Foundation Probleme damit hat und dem Hersteller Schwierigkeiten machen wird. Im offiziellen Forum werden die Diskussionen darüber jedenfalls kurz gehalten und relativ schnell wieder abgewürgt. Für den Kunden ist es von großem Vorteil, dass er sich nicht mit Softwarestand und Support in Fernost-Hinterhof-Qualität herumschlagen muss, sondern die originale Raspi-Software verwenden kann.
Für kleinere Loks ist das Odroid W definitiv eine nützliche Sache. In der Taurus-Klasse ist aber ein Pi Model A oder hoffentlich bald ein A+ preislich gesehen interessanter.
Pollin will das "Odroid W" ab 8.9. liefern können.
Schöne Grüße,
Michael